Laut C.G. Jung gibt es zwei verschiedene „Quellen“, aus denen Menschen ihre Energie schöpfen. Die Introvertierten Menschen beziehen ihre Energie aus ihrem Inneren (nach innen orientiert). Extravertierte Menschen hingegen beziehen ihre Energie aus dem Äußeren (nach außen orientiert). Allerdings ist zu beachten, dass nur sehr wenige Menschen ausschließlich nur introvertiert bzw. nur extrovertiert sind. Es gibt viele Menschen, die in dem Raum zwischen Introversion und Extraversion liegen. Manche liegen sogar sehr mittig, diese Menschen könnten auch als zentrovertiert beschrieben werden.
In diesem Artikel geht es darum, welche Unterschiede es zwischen extra- und introvertierten Menschen geben kann, welche Missverständnisse zwischen den Persönlichkeitstypen entstehen können und wie sich diese lösen bzw. vorbeugen lassen. Dabei muss beachtet werden, dass viele Menschen sich nicht ausschließlich immer nur introvertiert oder extrovertiert verhalten. Auch introvertierte Menschen haben zum Teil ein „nach außen gerichtetes“ Verhalten, sowie auch extrovertierte manchmal ein „nach innen gerichtetes“ Verhalten aufzeigen können.
Umgang mit Reizen: Wie Introversion und Extraversion die Energie beeinflussen
Da Extrovertierte ihre Energie aus der Außenwelt beziehen, brauchen sie auch einen höheren Maß an äußeren Reizen. Meist schöpfen sie ihre Energie aus dem Kontakt mit Menschen und Aktivitäten. Der Grund dafür liegt darin, dass extrovertierte Menschen stärker durch den Sympathikus in ihrem Gehirn bestimmt werden. Er sorgt dafür, dass der Körper auf „Kampf und Flucht“ vorbereitet ist. Als Folge dessen wirken Extrovertierte auch meist euphorischer, offener, mutiger, flexibler und tatkräftiger als Introvertierte. Ruhe und Alleinsein kann für sie langweilig, manchmal sogar energiezehrend sein.
Introvertierte auf der anderen Seite, beziehen ihre Energie aus ihrer Innenwelt. Grund dafür ist, dass die Introvertierten stärker durch ihren Parasympathikus bestimmt werden. Dieser ist für die Regeneration des Körpers verantwortlich. Wenn zu viele äußere Reize eintreten, kann der Parasympathikus nicht stimuliert werden und introvertierte Menschen reagieren oft gereizt. Oft brauchen sie dann wieder mehr Ruhe, um sich den äußeren Ablenkungen zu entziehen und sich auf das Innere zu konzentrieren. Stimulation der Innenwelt finden zum Beispiel durch Aktivitäten wie „lesen, schreiben, zeichnen, Filme schauen, nachdenken, meditieren oder reflektieren“ statt.
Die zentrovertierten Menschen weisen meist eine Mischung aus beiden Seiten auf. Mal sind sie mehr extrovertiert, mal eher introvertiert. Dies kann verschieden ausgeprägt sein. Meist sind zentrovertierte Menschen dadurch sehr flexibel.
Missverständnisse vermeiden: Ein tieferes Verständnis für Introvertierte und Extrovertierte
Da Introvertierte und Extrovertierte in bestimmten Situationen meist unterschiedliche Verhaltensweisen zeigen, können Missverständnisse auftreten/ Verhaltensweisen falsch interpretiert werden. Manchmal hilft es schon, zu verstehen ob eine Person eher zur Introversion oder zur Extraversion neigt und ihre Verhaltensweisen in diesem Kontext zu betrachten.
Wie schon beschrieben, gehen Intro- und Extrovertierte unterschiedlich mit äußeren und inneren Reizen um. Für extrovertierte Personen ist es manchmal nicht nachvollziehbar, dass Introvertierte viel Ruhe brauchen. Wichtig ist aber, es nicht persönlich zu nehmen, wenn Introvertierte Ruhe brauchen oder sich sogar zurückziehen. Gleichzeitig ist es für die Introvertierten wichtig, ihre eigenen Grenzen erkennen zu können und sich nach Bedarf Ruhe zu verschaffen, auch wenn es für Außenstehende nicht nachvollziehbar sein kann.
Weiterhin sind Extravertierte Menschen meist offener bezüglich ihrer Gedanken und Gefühle. Extrovertierte denken meist laut, und teilen ihre Sorgen/ Emotionen mit Anderen. Auf der anderen Seite sind die introvertierten Menschen, die oft leise nachdenken und erst ihre Ergebnisse verbalisieren und besonders persönliche Informationen nicht so schnell preisgeben. Für die Introvertierten ist es dabei wichtig zu beachten, dass Extrovertierte schneller versuchen Kontakt zu Menschen aufzunehmen. Häufige Gespräche oder persönliche Fragen von Extrovertierten können ein Zeichen sein, dass sie versuchen, eine persönliche Beziehung aufzubauen. Da Introvertierte davon manchmal etwas „überrumpelt“ sein können, ist es wichtig, dass Introvertierte auch in diesem Fall Grenzen setzten und einschätzen können, in welchen Situationen sie über „Privates“ reden möchten. Für die Extrovertierten ist es von Bedeutung, diese Grenzen zu akzeptieren und nicht als persönliche Zurückweisung zu deuten.
Für die zentrovertierten Personen kann das Verhalten von Extrovertierten und Introvertierten interessant sein. Meist können sich diese Personen in beiden Beschreibungen unterschiedlich stark ausgeprägt wiederfinden. Da zentrovertierte Menschen meist beide „Persönlichkeitsmerkmale“ kennen, können beide für sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten von Bedeutung sein.
Die 8 kognitiven Funktionen und ihre Reihenfolge unterscheiden sich zwischen introvertierten und extrovertierten MBTI-Typen. Hier sind sie im Detail:
1. Extravertierte Funktionen bei Extrovertierten: Bei extrovertierten MBTI-Typen stehen die extravertierten Funktionen an erster oder zweiter Stelle in ihrer Funktionshierarchie. Die extravertierten Funktionen sind nach außen gerichtet und beeinflussen maßgeblich die Art und Weise, wie extrovertierte Menschen mit ihrer Umwelt interagieren.
2. Extravertierte Funktionen bei Introvertierten: Für introvertierte MBTI-Typen stehen die extravertierten Funktionen in der Regel an untergeordneter Stelle. Das bedeutet, dass diese Funktionen zwar vorhanden und nutzbar sind, aber nicht so stark ausgeprägt wie bei extrovertierten Typen.
3. Introvertierte Funktionen bei Introvertierten: Die introvertierten Funktionen sind die dominierenden Funktionen bei introvertierten MBTI-Typen. Diese Funktionen sind nach innen gerichtet und spielen eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung von Informationen und der Entscheidungsfindung.
4. Introvertierte Funktionen bei Extrovertierten: Bei extrovertierten MBTI-Typen nehmen die introvertierten Funktionen in der Regel eine untergeordnete Rolle ein. Obwohl sie vorhanden sind, sind sie nicht so stark ausgeprägt und werden nicht so häufig genutzt wie bei introvertierten Typen.
Hier ist eine Zusammenfassung der Reihenfolge der Funktionen für die 2 MBTI-Typen im Vergleich:
ESTJ (Extravertierte Denken, Introvertiertes Fühlen, Extravertierte Sensation, Introvertierte Intuition):
- Extravertiertes Denken (Dominant)
- Introvertiertes Fühlen (Sekundär)
- Extravertierte Sensation (Tertiär)
- Introvertierte Intuition (Inferior)
INFP (Introvertiertes Fühlen, Extravertierte Intuition, Introvertierte Sensation, Extravertiertes Denken):
- Introvertiertes Fühlen (Dominant)
- Extravertierte Intuition (Sekundär)
- Introvertierte Sensation (Tertiär)
- Extravertiertes Denken (Inferior)
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